Frauenwahlrecht (Dessau, Halberstadt, Merseburg; FrauenOrte Nr.6+23+43)
Das Jahr 1918 ermöglichte mit der Abschaffung des Dreiklassenwahlrechts nicht nur Frauen, sondern auch vielen Männern endlich das aktive und passive Wahlrecht. Als Startschuss auf dem Weg zur Erlangung dieses Bürgerrechtes gilt bereits die Französische Revolution, spätere Etappen sind das preußische Landrecht ebenso wie die Napoleonischen Befreiungskriege und die 1848/49 er Revolution.
Nachdem Mitte des 19.Jahrhunderts die politischen Betätigungsmöglichkeiten für Frauen vorerst stark beschnitten wurden, etablierte sich u.a. mit Wohltätigkeits- und Bildungsvereinen eine neue Struktur der Frauenbewegung. Viele Pionierinnen dieser Zeit erwarben das Rüstzeug für ihre spätere parlamentarische und außerparlamentarische Politikkarriere. Bekannte Namen wie Luise Otto-Peters, Luise Aston und Hedwig Dohm kommen ebenso vor wie die Frauenrechtlerin Minna Cauer, die bereits für das 1918er Wahlgesetz eine Frauenquote festschreiben lassen wollte. Dass die Antwort des damaligen Innenstaatssekretärs prophetische Züge hatte und heute – über 100 Jahre später- höchstaktuell ist, macht mindestens nachdenklich.
Von den Newcomerin im Anhaltischen Landtag (Marie Kettmann, SPD in Dessau), der langjährigen erfolgreichen SPD-Landes-Spitzenkandidatin (Minna Bollmann aus Halberstadt) bis hin zum damalig höchsten Frauenanteil im Provinziallandtag in Merseburg wird hier berichtet. Am Beispiel der KPD-Delegierten Ida Lehmann aus Röblingen, wird exemplarisch von Historikerin und Germanistin Uta Forner deren Entwicklung vom Arbeiterkind zur streitbaren Politikerin in Halle nachgezeichnet. Heute erinnert außerdem auch ein niedersächsischer frauenORT an Minna Faßhauer (gebürtig bei Egeln), die als erste Volksbildungsministerin der „Sozialistischen Republik Braunschweig“ den Geschichtsunterricht und das Schulwesen reformierte, wie Elke Stolze betont.
Diese Episode soll möglichst viele Menschen motivieren, ihr Wahlrecht als mündige Bürger:innen wahrzunehmen, denn es wurde für alle hart erkämpft.
Literaturtipps: Stolze, Elke (Hrg.): Die weiblichen „Herren Abgeordneten“ – Politikerinnen der Region Sachsen-Anhalt 1918-1945; Mitteldeutscher Verlag, Halle, 2007 ISBN 978-3-89812-478-2
Von Gélieu, Claudia: Pionierinnen auf parlamentarischer Bühne, Beitrag in: Stolze, Elke (Hrg.) FrauenOrte - Frauengeschichte Sachsen-Anhalt (Bd.2), Mitteldeutscher Verlag, Halle 2008 ISBN 978-3-8912-553-6
Herrmann, Ingrid; Klemm, Brigitte; Jähnichen, Heidrun: „DER STAAT IST, WAS SEINE FRAUEN SIND“. Hallenser Parlamentarierinnen in der Zeit der Weimarer Republik (1918-1933) ; | Broschüre (Courage e.V. Halle) 2003
Von Gélieu, Claudia: Katinka zieht die Fäden im Reichstag-Katharina von Oheimb „Enfant terrible“ der deutschen Politik oder „ungekrönte Königin“? in: „…UND IST DEIN HERZ DENN AUCH DABEI? Frauenzeugnisse aus Sachsen-Anhalt | Broschüre (Courage e.V. Halle) 2000
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